Opel Grandland Electric GS 73 kWh im Test

Der Grandland Electric markiert den Beginn einer neuen Ära für die Rüsselsheimer. Anders als frühere Generationen mit Plug-in-Hybridlösungen stellt dieses Modell ein klar entwickeltes Elektroauto dar.

Die Basis liefert die STLA-Medium-Plattform des Stellantis-Konzerns, die sich der Grandland mit Fahrzeugen wie dem Peugeot E-3008 teilt – ohne sich dabei stilistisch oder technisch anzubiedern. Vielmehr geht Opel seinen eigenen Weg, geprägt von technischer Klarheit und sachlichem Design.

Die GS-Ausstattung unterstreicht diesen Anspruch: In Kupfermetallic mit schwarzem Kontrastdach steht der Grandland markant, aber nicht aufdringlich auf der Straße. Die 19-Zoll-Leichtmetallräder füllen die Radkästen stimmig aus, während das LED-Leuchtband vorn und hinten für Wiedererkennung sorgt.

Die Linien sind klar gezogen, die Proportionen kompakt, ohne gedrungen zu wirken. Schon im Stand wirkt der Grandland klar strukturiert und aufgeräumt. Das Design ist sachlich, dabei aber keineswegs emotionslos.

Im Innenraum setzt sich dieser Eindruck fort. Das sogenannte „Pure Panel“ – eine Kombination aus 10-Zoll-Digitalinstrument und 16-Zoll-Touchscreen – dominiert das Cockpit.

Die tiefere Platzierung des Touchdisplays wirkt zunächst ungewohnt, erleichtert im Alltag aber die Bedienung. Die Menüs reagieren prompt, die Bedienstruktur ist intuitiv. Das Interieur ist solide verarbeitet, mit weichen Materialien im Sichtbereich und robusten Oberflächen dort, wo es zählt.

Die Mittelkonsole bietet einige Ablageflächer, die sinnvoll unterteilt sind. Besonders gefällt das gekühlte Fach unter der Armlehne – ein angenehmes Detail, gerade an warmen Tagen, wenn Getränke kühl bleiben sollen. Auch die Türfächer sind praxisgerecht dimensioniert und nehmen selbst große Flaschen problemlos auf.

Tolle Sitze im Opel Grandland GS

Großes Lob verdienen die vorderen Sitze: AGR-zertifiziert, mehrfach elektrisch einstellbar, beheizt, belüftet und mit Massagefunktion versehen. Diese Kombination ist in der Kompaktklasse selten zu finden und ein echter Komfortgewinn – insbesondere für Vielfahrer.

Auch in der zweiten Reihe geht es luftig zu. Der längere Radstand macht sich positiv bemerkbar. Der Kofferraum startet bei 550 Litern und wächst durch Umklappen auf bis zu 1.641 Liter. Der doppelte Ladeboden erleichtert das Verstauen, nur die Ladekante ist etwas hoch geraten. Unter dem Ladeboden gibt es zudem ein Staufach für das Ladekabel oder kleinere Gegenstände.

Unter der Haube arbeitet ein 213 PS starker Elektromotor, der seine Kraft an die Vorderräder abgibt. Das Drehmoment von 345 Newtonmetern steht spontan zur Verfügung, was dem 1,9-Tonner einen durchaus flotten Antritt verleiht.

In rund 9,0 Sekunden sprintet der Grandland auf 100 km/h – kein Rekordwert, aber für den Alltag vollkommen ausreichend. Die Leistungsentfaltung erfolgt linear, das Antriebssystem bleibt auch bei höheren Geschwindigkeiten akustisch dezent. Fahrwerksseitig gibt sich der Grandland komfortbetont, ohne schaukelig zu wirken.

Er federt souverän, hält die Karosserie in Kurven gut im Zaum und bietet eine präzise, wenn auch nicht sportliche Lenkung.

Der Fahrkomfort bleibt dabei stets im Vordergrund – Unebenheiten werden wirkungsvoll gefiltert, ohne die Verbindung zur Straße zu verlieren.

Brauchbare Reichweite

Die 73-kWh-Batterie ist gut ins Fahrzeug integriert. Opel verspricht bis zu 521 Kilometer Reichweite nach WLTP. In der Praxis sind – je nach Außentemperatur und Fahrstil – zwischen 350 und 420 Kilometern realistisch. Unsere Testfahrten ergaben einen Verbrauch von etwa 18,7 kWh auf 100 Kilometern, was für ein Fahrzeug dieser Größe und Leistung absolut vertretbar ist.

Am Schnelllader zieht der Grandland maximal 150 kW – von 10 auf 80 Prozent in rund 29 Minuten, sofern die Bedingungen stimmen. Diese Ladeleistung ist für den Alltag gut geeignet, insbesondere wenn regelmäßig Zwischenstopps auf längeren Strecken notwendig sind.

Wer vorwiegend in urbanen Gebieten unterwegs ist, wird sich über die hohe Effizienz im Stadtbetrieb freuen. Im Segment der neuen Elektromodelle ist das jedoch nicht mehr ganz state of the art – einige Konkurrenten liefern inzwischen höhere Ladeleistungen.

Die Serienausstattung zeigt sich erfreulich komplett: Matrix-LED-Scheinwerfer, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Wärmepumpe und eine ganze Armada an Assistenzsystemen sind mit an Bord. Dazu gehören adaptiver Tempomat, Spurhalte- und Spurwechselassistent, Notbremssystem, Verkehrszeichenerkennung und Müdigkeitswarner. Insgesamt bleibt der Eindruck eines auf das Wesentliche fokussierten, dennoch modernen Fahrzeugs bestehen.

Preislich positioniert sich das Fahrzeug im oberen Mittelfeld. Ab 48.999 Euro geht es los, mit den gewählten Extras kratzt der Testwagen an der 55.000-Euro-Marke. Dafür bekommt man ein stimmiges Gesamtpaket mit reichlich Komfort, solider Technik und hoher Alltagstauglichkeit.

Opel setzt hier nicht auf Effekthascherei, sondern auf Substanz – und das spürt man auf jedem Kilometer. Selbst längere Fahrten lassen sich entspannt absolvieren – leise, effizient und mit klarer Bedienlogik.

Fazit: Der Opel Grandland Electric GS ist ein durchdachter Stromer ohne überflüssigen Pomp. Er bietet alltagstaugliche Reichweite, gutes Raumgefühl, starke Ausstattung und eine unaufgeregte Fahrdynamik.

Keine technischen Spielereien, kein überzogener Futurismus – sondern ein solides, ehrliches Angebot in einem zunehmend überladenen Segment. Wer ein modernes Elektro-SUV sucht, das nicht missioniert, sondern überzeugt, ist hier gut aufgehoben.

Was uns gefällt:

Qualität, Ausstattung, Fahrkomfort, gekühltes Mittelfach

Was uns nicht gefällt:

Preis, Ladegeschwindigkeit

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 1

Ausstattung Komfort: 1

Verbrauch: 2

Fahrleistung: 1

Fahrverhalten: 1

Verarbeitung: 1

Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1

Platzangebot Rückbank: 1

Kofferraum: 1-2

Bedienbarkeit: 2

Ablagen: 1

Übersichtlichkeit: 1-

Technische Daten Opel Grandland Electric GS 73 kWh