Sie befinden sich hier: Startseite » "Grüne" Autos » Renault R4 E-Tech Electric – Fahrbericht

Renault R4 E-Tech Electric – Fahrbericht

Nach dem R5 schiebt Renault das nächste Stück Erinnerung aus Blech und Strom ins Rampenlicht: den neuen R4 E-Tech Electric. Eine Legende kehrt zurück – diesmal mit Stecker.

Der Alleskönner von einst, neu erfunden für die Gegenwart – aufgeladen mit Technik, Nostalgie und einer ordentlichen Portion französischer Selbstironie. Die Geschichte des R4 beginnt 1961. Damals war er das Auto für jedermann – robust, erschwinglich, zweckmäßig.

(c) Johannes Ibrahim
(c) Johannes Ibrahim

Ob auf dem Land, in der Stadt oder auf dem Weg zur Post – der R4 fuhr. Immer. Und überall. 8,1 Millionen Fahrzeuge in über 100 Ländern machten ihn zur Ikone auf vier Kontinenten. Pierre Dreyfus, der damalige Renault-CEO, verglich ihn mit einer Jeans: passt jedem, geht immer, hält ewig.

(c) Johannes Ibrahim
(c) Johannes Ibrahim

Fast 65 Jahre später wagt Renault den elektrischen Neustart. Und man muss sagen: Der Auftritt gelingt. Der neue R4 sieht aus wie ein Renault 4, aber in besser. Breiter, höher, stabiler – die DNA bleibt, aber die Hülle ist frisch lackiert.

Cooler Retro-Look für den Renault 4 E-Tech Electric

Die Front ziert erstmals ein beleuchteter Rhombus, eingebettet in eine 1,45 Meter breite Plexiglasscheibe, flankiert von LED-Scheinwerfern in Kapselform. Für Unfallpropheten und Steinschlag-Beschwörer gibt’s Entwarnung: Die Scheibe ist separat tauschbar – der teure LED-Block bleibt verschont.

(c) Renault Communications
(c) Renault Communications

Mit 4,14 Metern Länge liegt der Neue exakt zwischen R5 und Megane E-Tech – breiter als der eine, höher als der andere. Der Radstand von 2,62 Metern sorgt für ordentlich Beinfreiheit im Fond, die erhöhte Bodenfreiheit von 18,1 Zentimetern bringt eine Prise Geländewagen-Aura ins Spiel. Die drei Ausstattungslinien – Evolution, Techno und Iconic – tragen Namen historischer Sondermodelle, rollen alle auf 18-Zoll-Rädern und bieten alles von Radkappen bis Parisienne-Leichtmetallfelgen. Farblich darf man aus sieben Tönen wählen.

(c) Renault Communications
(c) Renault Communications

Drinnen überrascht der R4 mit mehr Luft, Licht und Logik, als man es von einem B-Segment-Stromer erwarten würde. Platz für vier Erwachsene? Gar kein Problem! Auch das Gepäck kommt nicht zu kurz. 420 Liter passen ins Heck, die Ladekante ist angenehm tief, die Klappe elektrisch und fußbedienbar – praktisch, wenn man mal wieder mit der Wochenendküche aus dem Bioladen jongliert. Die Rücksitzbank klappt um, der Beifahrersitz ebenfalls – bis zu 2,20 Meter Ladelänge für Skier, Kleiderschränke oder spontane Umzüge.

(c) Johannes Ibrahim
(c) Johannes Ibrahim

Die Sitze: weich, bequem, eher Sofa als Schalensitz. Das digitale Cockpit besteht aus zwei 10-Zoll-Bildschirmen, auf denen Google Maps, Assistant und mehr als 50 Apps laufen – dank des OpenR link-Systems mit Android Automotive. Wer das Modell „Plein Sud“ wählt, bekommt ein Stoffdach mit 80 x 92 cm Öffnung, das sich in mehreren Stufen zurückfalten lässt – Nostalgie, diesmal winddurchflutet. Wer auf die Sonnenvariante setzt, muss bis Herbst warten: Das Stoffdach-Modell kommt im vierten Quartal.

Zwei Motorisierungen und Akkus stehen zur Wahl

Unter dem nostalgischen Kleid steckt moderne Technik. Die AmpR Small Plattform – auch beim R5 im Einsatz – bringt Frontantrieb, Mehrlenkerhinterachse und kurze Übersetzungen. Zwei Motorvarianten (90 oder 110 kW) stehen zur Wahl, dazu Akkus mit 40 oder 52 kWh.

(c) Renault Communications
(c) Renault Communications

Der stärkere Motor liefert 150 PS, 245 Nm Drehmoment und schafft den Sprint von 0 auf 100 in 8,2 Sekunden. Die Reichweite reicht bis zu 409 Kilometer (WLTP), die kleinere Variante kommt auf 308. Geladen wird mit bis zu 100 kW – an der Schnellladesäule sind 80 Prozent in 30 Minuten drin. Wer’s gemütlicher mag, nimmt den 11-kW-Onboard-Charger und lädt zuhause über Nacht.

(c) Renault Communications
(c) Renault Communications

Und wie fährt er sich? Entspannter als gedacht, stabiler als befürchtet. Die Lenkung ist leicht, aber nicht nervös, das Fahrwerk komfortabel, aber nicht weichgespült. Selbst bei ruppigem Asphalt bleibt der R4 gutmütig. Keine Schaukelei, kein Nicken, keine Trägheit. Stattdessen: Rückmeldung ohne Rückenschmerzen. Auf der kurzen Testfahrt pendelte sich der Verbrauch bei 13–14 kWh ein – ein realistischer Wert unter Idealbedingungen. Im Winter oder auf der Autobahn darf’s dann ruhig ein paar Kilowattstunden mehr sein.

Gute Sicherheitsausstattung

Die Assistenzsysteme? Vollausstattung. 26 Helferlein, darunter Ausstiegswarner, Multikollisionsbremse, Notfall-Spurhaltung, Rückfahr-Notbremse, Abstandstempomat mit Stop-&-Go, Spurführung und sogar ein Safety Coach, der das Fahrverhalten analysiert und bewertet.

(c) Johannes Ibrahim
(c) Johannes Ibrahim

Produziert wird der R4 übrigens komplett in Europa – im französischen Maubeuge, mit Motoren aus Cléon und Batterien aus Douai. Drei Viertel aller Bauteile stammen aus einem Umkreis von 300 Kilometern. Auch die Umweltbilanz ist respektabel: 88,6 Prozent Recyclingquote, über 26 Prozent Sekundärmaterialien, darunter recyceltes Plastik in Dachhimmel, Teppichen und Türverkleidungen.

Und dann wäre da noch der Preis. Der Einstieg gelingt ab 29.390 Euro in der Basisversion „Evolution“. Wer lieber oben ohne fährt – digital, komfortabel, vollausgestattet – greift zur „Iconic“ ab 36.390 Euro. Unter bestimmten Voraussetzungen legt der Importeur noch bis zu 5.400 Euro Umweltbonus obendrauf – was aus einem Traumauto ein rechnerisch vernünftiges werden lässt.

(c) Johannes Ibrahim
(c) Johannes Ibrahim

Wer es besonders individuell will, darf im Konfigurator die volle Tastatur bedienen: Über hundert Kombinationsmöglichkeiten bei Farben, Felgen und Zierelementen warten auf die richtige Melodie. Selbst der Schalthebel lässt sich personalisieren – wahlweise als Lippenstift, Armband oder ganz klassisch als „NumbeR4“. Mode trifft Mobilität – ganz à la française.

Fazit

Der neue R4 ist ein Auto, das genau weiß, was es will – und was es nicht mehr braucht. Kein überflüssiger Pomp, keine elektrische Angeberei. Stattdessen ein durchdachter Alltagsbegleiter, charmant, komfortabel und clever digitalisiert. Ein echter Franzose – mit dem Herz in der Steckdose und der Seele im Handschuhfach. Nur das nostalgische Wanken? Das bleibt, wo es hingehört: in der Erinnerung.

Bildergalerie: Renault R4 E-Tech Electric – Fahrbericht
Empfohlene Beiträge auf Autoguru.at:
Schlagwörter
Autoguru.at auf Facebook
Diesen Beitrag teilen:
Scroll to Top