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Toyota GR Yaris im Test

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In einer Zeit, in der kompakte Sportmodelle langsam aber sicher vom Markt verschwinden und die Straßen zunehmend von elektrisch surrenden, gleichförmigen Fahrzeugen bevölkert werden, stemmt sich einer mit voller Kraft gegen den Trend zur Stromlinienförmigkeit. Sein Name: Toyota GR Yaris. Sein Auftrag: Widerstand.

Toyota GR Yaris (c) Johannes Ibrahim
Toyota GR Yaris (c) Johannes Ibrahim

Toyota, sonst nicht unbedingt als Revoluzzer bekannt, hat mit diesem heißblütigen Kompaktsportler ein Auto geschaffen, das sich in keine Schublade stecken lässt. Kein Hybrid, kein Elektro, keine halben Sachen.

Sondern ein vollblütiger Rallye-Ableger mit Straßenzulassung – geboren aus einem klaren motorsportlichen Auftrag, entwickelt ohne Rücksicht auf Mainstream-Vorgaben. Was einst als Homologationsfahrzeug für die Rallye-Weltmeisterschaft begann, hat sich zu einem der authentischsten Fahrmaschinen der letzten Jahre gemausert.

Die Geschichte des GR Yaris ist mehr als ein Marketing-Gag. Er wurde nicht für PowerPoint-Präsentationen entworfen, sondern für die Schotterpisten, Sprungkuppen und Haarnadelkurven dieser Welt.

(c) Johannes Ibrahim
(c) Johannes Ibrahim

Toyota entwickelte dieses Modell, um die Homologationsanforderungen der WRC zu erfüllen – doch statt nur das Nötigste zu tun, ging man volles Risiko: Man baute ein eigenes Auto für die Straße, das im Herzen immer ein Rallye-Fahrzeug bleiben durfte.

Das Ergebnis ist ein Kleinwagen mit dem Wesen eines Werksrenners. Eine Kampfansage an die Fahrdynamik, nicht an die CO₂-Bilanz. Seine kompakte Bauform täuscht: Unter dem Blech steckt kein „schneller Yaris“, sondern ein ernstzunehmender Performance-Wagen mit eigenem Charakter.

Der überarbeitete Dreizylinder-Turbobenziner mit 1,6 Litern Hubraum ist eine Ingenieursleistung für sich. Trotz seiner drei Zylinder liefert das Aggregat souveräne Leistung ab dem mittleren Drehzahlbereich und bleibt bis weit über 6.000 Touren bissig und bereit.

Top Leistung beim Toyota GR Yaris

(c) Johannes Ibrahim
(c) Johannes Ibrahim

Die Leistungsdaten: 280 PS, 390 Nm – und dabei ein Klang, der dreckiger, echter und kerniger wirkt als manch künstlich generiertes Vierzylinder-Sounddesign der Konkurrenz.

Die Leistungsentfaltung ist linear, ohne künstliches Turboloch oder abruptes Zuschalten. Vor allem aber passt das Triebwerk perfekt zum Charakter des Fahrzeugs. Die manuelle 6-Gang-Schaltung verstärkt das Gefühl, mit dem Auto zu arbeiten, nicht nur darin zu sitzen. Die Gänge rasten mit präzisem, mechanischem Gefühl ein, die Kupplung fordert ein wenig Kraft – aber genau das wollen Puristen.

Erstmals steht alternativ eine Achtgang-Automatik zur Verfügung, die mit sportlichen Schaltzeiten wirbt. Für Traditionalisten bleibt das manuelle Getriebe aber das Maß der Dinge – auch, weil es dem sportlichen Charakter des Wagens mehr entspricht als jede Regelelektronik.

(c) Johannes Ibrahim
(c) Johannes Ibrahim

Wer dem GR Yaris eine flotte Gangart verordnet, merkt schnell, wie fein die Abstimmung zwischen Fahrwerk, Lenkung, Motor und Allradantrieb gelungen ist. Das GR-Four-System verteilt die Kraft variabel auf beide Achsen – mit drei Fahrmodi, die vom Alltag bis zur Rennstrecke reichen. Das Auto bleibt dabei stets vorhersehbar, präzise und erstaunlich leichtfüßig.

Besonders auf engen Landstraßen oder in serpentinenartigen Kurvenkombinationen offenbart sich die ganze Kunst dieses Sportlers: Er bleibt neutral, lässt sich auf der Bremse exakt positionieren und zieht gierig aus der Kehre.

Trotz der sportlichen Abstimmung ist das Fahrwerk im Alltag nicht unkomfortabel. Kleine Stöße werden gut absorbiert, Querfugen spürt man zwar, aber nie als störend. Die Bremsanlage glänzt mit klar definierter Ansprache, kraftvollem Biss und hoher Standfestigkeit – auch bei wiederholten Belastungen.

Sensationelles Fahrfeeling 

(c) Stefan Gruber
(c) Stefan Gruber

Einzigartig ist die Verbindung zwischen Mensch und Maschine, die dieser Kompaktathlet herstellt: Lenken, schalten, bremsen – alles wirkt direkt und unverfälscht. Das macht den Yaris GR nicht nur fahraktiv, sondern fast schon analog im besten Sinne.

Wer ins Cockpit einsteigt, merkt schnell, dass es hier nicht um Luxus geht, sondern um Konzentration. Die Sitzposition ist tief, das Lenkrad sportlich platziert, die Übersicht durch die abgesenkte Armaturentafel verbessert.

Die Sportsitze bieten guten Seitenhalt und einen engen, aber nicht einengenden Zuschnitt. Sie passen – oder sie passen eben nicht. Spielraum gibt es wenig, was in einem Auto dieser Art kein Nachteil ist.

Das neue volldigitale 12,3-Zoll-Instrument bietet alles, was man braucht – inklusive fahrrelevanter Anzeigen wie Öltemperatur oder Boostdruck. Direkt daneben die Infotainment-Zentrale mit Touchscreen, die intuitiv bedienbar ist, aber nie in den Vordergrund rückt.

(c) Stefan Gruber
(c) Stefan Gruber

Wer Komfortelemente sucht, wird allerdings Kompromisse machen müssen: Es gibt keine Mittelarmlehne, wenig Ablageflächen – und ja, der Innenraum ist geprägt von viel Kunststoff.

Doch dieser wirkt keineswegs billig, sondern solide verarbeitet und darauf ausgelegt, auch nach Jahren harter Gangart keinen Knarrton von sich zu geben. Wer weiß, dass dies ein Auto für die Straße und nicht fürs Posing ist, wird die Materialwahl eher als ehrlich denn als sparsam empfinden.

Angesichts seiner Performance wirkt der Verbrauch fast schon wie ein Bonus. Wer im Alltag zurückhaltend unterwegs ist, kann den GR  mit rund neun Litern auf 100 Kilometern bewegen – bei gelegentlichem Gasstoß.

Auch Langstrecken sind bequem möglich

(c) Stefan Gruber
(c) Stefan Gruber

Bei durchgehend sportlicher Gangart sind elf Liter realistisch, bei sehr ambitionierter Landstraßenhatz auch mehr. Doch gemessen an der Leistung, der Traktion und dem Dauergrinsen im Gesicht ist das Verbrauchsbild erstaunlich ausgewogen.

Auch Langstrecken schrecken den Kurvenkünstler nicht ab – der Federungskomfort reicht für längere Etappen, die Sitze tragen mit guter Polsterung und fester Struktur dazu bei, dass auch nach Stunden kein Verdruss aufkommt. Es gibt Autos, die schneller ermüden – der kleine Japaner gehört nicht dazu.

Der GR Yaris startet in Österreich bei 60.790 Euro. Mit der optionalen Premium-Lackierung „Emotional Red“, geschmiedeten Leichtmetallfelgen und dem Technik-Paket kommt unser Testwagen auf 63.740 Euro.

(c) Johannes Ibrahim
(c) Johannes Ibrahim

Ein stolzer Preis, zweifellos. Zumal der Einstieg in die GR-Welt vor rund vier Jahren noch deutlich günstiger war: Damals lag der Preis bei etwa 44.000 Euro – für ein Fahrzeug, das bereits mit vergleichbarem Technikpaket und identischer Grundphilosophie auftrat.

Zur Serienausstattung zählen u.a. LED-Scheinwerfer, Rückfahrkamera, Navigationssystem, Klimaautomatik, beheizbare Sportsitze, ein beheizbares Lenkrad, ein umfangreiches Fahrerassistenzpaket sowie die bereits erwähnte Performance-Technik wie Track-Modus und Ladeluftkühler-Spray per Knopfdruck. Anders gesagt: Es fehlt nichts, was zur Performance beiträgt – und vieles, was nur Ballast wäre, fehlt mit voller Absicht.

Fazit

(c) Stefan Gruber
(c) Stefan Gruber

Der GR Yaris ist nicht perfekt. Aber er will es auch nicht sein. Er will provozieren, faszinieren und emotionalisieren. Er will kein Everybody’s Darling sein – und gerade deshalb ist er es für eine kleine, aber leidenschaftliche Zielgruppe doch.

Er ist ein Auto, das den Begriff „Fahrerauto“ wieder ernst nimmt. Das mehr Rückmeldung gibt als so mancher doppelt so starker Konkurrent. Und das zeigt: Man braucht keine 500 PS, um echtes Fahrvergnügen zu erleben – nur das richtige Konzept.

Wie lange Toyota dieses Konzept noch durchziehen kann, bleibt offen. Aber solange es den GR Yaris gibt, lebt die Hoffnung. Und mit ihr ein Stück automobiler Seele.

Was uns gefällt:

Fahrspaß, Optik, Konzept, Allrad

Was uns nicht gefällt:

Keine Armlehne, viel Kunststoff im Innenraum, Preis

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 2

Ausstattung Komfort: 2-

Verbrauch: 2-3

Fahrleistung: 1-2

Fahrverhalten: 1-2

Verarbeitung: 2-

Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1-2

Platzangebot Rückbank: 3

Kofferraum: 2-

Ablagen: 2-3

Übersichtlichkeit: 2

Weitere Infos unter www.toyota.at 

Technische Daten Toyota GR-Yaris

Preis in Euro
Testwagenpreis ohne Extras 60.790,00
Testwagenpreis mit Extras: 63.740,00
davon Steuern 19.811,28
Technische Daten
Zylinder 3
Hubraum in ccm 1.618
Leistung PS/KW 280/206
Max. Drehmoment Nm/bei U/min 390/3.250
Getriebe 6-Gang-Schaltgetriebe
Antriebsart Allradantrieb
Fahrleistung und Verbrauch
0 – 100 km/h in sek. 5,5
Höchstgeschwindigkeit in km/h 230
Durchschnittsverbrauch in Liter 8,7
CO2 Ausstoß pro km in Gramm 197 – 215
Abmessungen und Gewichte
Länge in cm 399,5
Breite in cm 180,5
Höhe in cm (inkl. Dachgalerie) 145,5
Radstand in cm 256,0
Kofferraumvolumen in Liter 207
Tankinhalt in Liter 50
Leergewicht in kg 1.355
Zulässiges Gesamtgewicht in kg 1.645
Max. Zuladung in kg 290

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