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Jeep Avenger 4xe – Fahrbericht

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Kompakt. Kompetent. Und beinahe schon ein Dinosaurier – der Jeep Avenger 4xe zeigt, warum kleine Allradler noch lange nicht zum alten Eisen gehören.

Kompakte Allradler gehörten früher fast selbstverständlich zum Straßenbild – besonders in Österreich, wo ein Hangweg oder eine verschneite Höhenstraße schnell zum Prüfstein wurde.

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Fahrzeuge wie der Panda 4×4 oder der Suzuki Jimny kämpften sich mit mechanischen Sperren, Untersetzungsgetrieben und rustikalem Aufbau durch unwegsames Gelände. Doch die Zeiten ändern sich. Inzwischen werden klassische Allradsysteme in kleinen Fahrzeugen zunehmend von milden Hybrid-Layouts oder reinem Frontantrieb verdrängt. Was bleibt, ist oft nur der Look – und die Erinnerung.

(c) Johannes Ibrahim
(c) Johannes Ibrahim

Der neue Jeep Avenger 4xe tritt an, diese Lücke wieder zu schließen. Er bringt echten Allradantrieb ins B-Segment zurück, aber auf moderne Weise: elektrisch geregelt, intelligent verteilt, mechanisch entkoppelt. Gebaut wird der Avenger 4xe im polnischen Stellantis-Werk in Tychy.

Für den Offroad-Einsatz optimiert

Er basiert auf der bekannten CMP-Plattform, wurde jedoch deutlich modifiziert, um die Allradtechnik und Geländefähigkeit unterzubringen. Die 4xe-Variante ist dabei nicht nur technisch aufwendiger, sondern auch physisch robuster: Sie wächst in der Höhe auf 1.527 Millimeter, bietet 210 mm Bodenfreiheit, kommt auf eine Gesamtlänge von 4.088 mm und bringt leer 1.475 kg auf die Waage – rund 200 kg mehr als der frontgetriebene Mildhybrid.

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(c) Johannes Ibrahim

Im Zentrum des Konzepts steht ein 48-Volt-Hybridsystem mit drei Antriebsquellen. An der Vorderachse arbeitet ein 1,2-Liter-Turbobenziner mit 100 kW (136 PS), flankiert von einem 21 kW starken Elektromotor, der über ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe geschaltet wird. An der Hinterachse sitzt ein zweiter E-Motor mit ebenfalls 21 kW, der unabhängig vom Verbrenner agiert. Das System entwickelt eine Systemleistung von 107 kW (145 PS) und verteilt das Drehmoment bedarfsabhängig an alle vier Räder.

(c) Johannes Ibrahim
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Dabei funktioniert der e-Allrad ohne klassische Kardanwelle oder Mitteldifferential. Die Verbindung zwischen Vorder- und Hinterachse besteht rein elektronisch – das spart Platz, Gewicht und Reibungsverluste. Im Alltagsbetrieb bei Geschwindigkeiten über 90 km/h wird der hintere E-Motor entkoppelt, um Kraftstoff zu sparen. Bei mittleren Geschwindigkeiten (30–90 km/h) schaltet sich die Hinterachse nur zu, wenn Traktion gebraucht wird.

Ausfahrt mit dem Jeep Avenger im Gelände

Erst unterhalb von 30 km/h bleibt der Allradantrieb permanent aktiv und liefert eine gleichmäßige Kraftverteilung. Im Gelände zeigt sich der Vorteil des Systems sehr direkt: Durch das hohe Drehmoment des Elektromotors an der Hinterachse – bis zu 1.900 Nm durch das spezielle 22,7:1-Untersetzungsverhältnis – ist das Ansprechverhalten unmittelbar. Der Avenger 4xe kann Steigungen bis 40 Prozent auf losem Untergrund bewältigen, hält sich sogar dann stabil, wenn die Vorderachse kaum noch Grip bietet.

(c) Johannes Ibrahim
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Die erhöhte Wattiefe von 400 mm, 210 mm Bodenfreiheit und optimierte Böschungs- und Rampenwinkel runden das Offroad-Paket ab. Mit dem Selec-Terrain-System können Fahrer per Drehregler zwischen vier Modi wechseln: Auto, Snow, Sand & Mud und Sport.

Dabei knüpft der Avenger 4xe an eine lange Jeep-Tradition an. Seit über 80 Jahren steht die Marke für echte Geländegängigkeit – geboren aus militärischem Anspruch, entwickelt zu einer globalen Offroad-Ikone. Vom Willys MB des Zweiten Weltkriegs über den legendären Cherokee XJ bis zum aktuellen Wrangler Rubicon hat Jeep den Allradantrieb immer wieder neu definiert.

(c) Johannes Ibrahim
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Mit dem 4xe-System brachte die Marke ihre DNA ins elektrische Zeitalter – ohne die Grundwerte aufzugeben. Statt schwerer Starrachsen und Untersetzungsgetriebe setzt man heute auf E-Motoren mit Sofortmoment und smarte Steuerung.

Angenehm auch auf der Straße

Auch auf der Straße zeigt sich der Avenger erwachsen. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt, ohne weich zu wirken. Die Multilink-Hinterachse bringt zusätzliche Stabilität, besonders bei schneller Kurvenfahrt auf unebenem Belag. Die elektrische Unterstützung greift dabei unmerklich ein – das Fahrzeug bleibt jederzeit gut kontrollierbar. Geräuschseitig gibt sich der Avenger 4xe zurückhaltend. Selbst bei höheren Geschwindigkeiten bleibt der Innenraum angenehm ruhig.

(c) Johannes Ibrahim
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Ein Detail, das im Alltag auffällt, ist der Blinker: Die Tonart ist gewöhnungsbedürftig und in der Werkseinstellung recht laut. Zwar lässt sich die Lautstärke im Menü regeln – dennoch dürfte das akustische Feedback nicht jedermanns Geschmack treffen.

Im Innenraum erwartet den Fahrer eine Mischung aus Funktionalität und robuster Anmutung. Das Design ist sachlich, aber durchdacht. Waschbare, schmutzabweisende Sitzbezüge gehören zur Serienausstattung, ebenso wie eine Infotainmenteinheit mit zwei 10,25-Zoll-Displays, kabelloses Laden, Ambientebeleuchtung und eine Reihe Assistenzsysteme – darunter Toter-Winkel-Assistent, adaptiver Tempomat, 360°-Kamera und Autobahnassistent der Stufe 2.

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(c) Johannes IbrahimAv

Die Einstiegsversion Upland startet bei 33.400 Euro, die gut ausgestattete Overland liegt bei 39.700 Euro. Die auf 4.806 Stück limitierte The North Face Edition, mit exklusiven Akzenten in Summit Gold und speziellem Outdoor-Zubehör, bringt zusätzliches Design und Funktion – dafür werden 41.100 Euro aufgerufen. Alle Versionen sind ab sofort bestellbar, die ersten Auslieferungen starten im Mai 2025.

Und es bleibt nicht beim Avenger: Noch 2025 wird Jeep mit dem neuen Compass ein weiteres elektrifiziertes Modell nachlegen. Für 2026 stehen bereits die komplett batterieelektrischen Modelle Wagoneer S und Recon in den Startlöchern – größer, luxuriöser, stärker. Der Avenger 4xe bleibt dabei als kompakter Allrad-Hybrid ein Sonderfall – eine Art moderner Klassiker. Und vielleicht genau deshalb der interessanteste Jeep des Jahres.

 

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