Alfa Romeo wagt sich ins B-Segment und bringt mit dem Junior Ibrida einen kompakten Mildhybrid auf den Markt. Schick, modern und technisch up-to-date – doch reicht das, um den Alfa-Spirit zu bewahren? Wir haben ihn getestet.

Der Name „Junior“ ist für die Marke aus Mailand kein Novum. Schon in den 1960er-Jahren stand er für leichte, erschwingliche und dennoch sportliche Modelle, die vor allem junge Fahrer begeistern sollten.
Der legendäre GT 1300 Junior war eine abgespeckte Version der Giulia Sprint GT, sparte an Hubraum, aber nicht am Fahrspaß. Später trugen auch andere Modelle, wie der Alfasud Junior oder der MiTo Junior, diesen Beinamen – immer als sportlich angehauchte, jugendliche Varianten der Stammlinien.
Mit dem neuen Vertreter des Namens ist die Philosophie eine andere. Hier geht es nicht mehr um kompromisslosen Purismus, sondern um moderne Technik und eine Prise Premium. Der kleine Italiener soll nicht nur Dynamik vermitteln, sondern auch mit Effizienz und Komfort punkten – eine Aufgabe, die im heutigen Marktumfeld nicht gerade einfach ist.

Wer sich dem kompakten Mailänder nähert, erkennt sofort die Designhandschrift des Hauses. Die Frontpartie atmet Sportlichkeit: LED-Scheinwerfer, ein markanter Scudetto-Kühlergrill und aggressiv gezeichnete Lufteinlässe sorgen für einen selbstbewussten Auftritt.
Doch während die Front typisch italienisches Temperament versprüht, sorgt das Heck für Diskussionen. Die Rückleuchten und die insgesamt puristische Formgebung lassen traditionelle Fans der Marke stutzen.
Hier setzt der Hersteller auf eine neue Formsprache, die sich stärker vom bisherigen Stil entfernt. Die Seitenansicht bleibt hingegen angenehm unaufgeregt.
Stimmiges Design beim Alfa Romeo Junior

Die Proportionen sind stimmig, das Verhältnis von Glasflächen zu Karosserie wirkt ausgewogen. Wer den Wagen mit den optionalen Telefonwählscheiben-Felgen und in einer der kräftigeren Lackierungen bestellt, bekommt ein durchaus charakterstarkes Gesamtbild.
Steigt man in den Kompaktler ein, setzt sich das Bild fort. Das Cockpit wirkt fahrerorientiert und modern, das Lenkrad mit seinen Schaltwippen fühlt sich griffig an, und das 10-Zoll-Touchdisplay ist elegant in die Mittelkonsole integriert. Der Fahrer sitzt tief, das Kombiinstrument ist volldigital und lässt sich individuell konfigurieren – all das trägt zur sportlichen Atmosphäre bei.
Doch sobald man genauer hinsieht, zeigen sich die Einschränkungen der Fahrzeugklasse. Hartplastik dominiert das Interieur, auch wenn es optisch gut kaschiert wird. Die rote Kontrastfläche, die beleuchteten Lüftungsdüsen und das insgesamt gelungene Design sorgen dafür, dass die Materialwahl nicht sofort negativ auffällt.

Dennoch: Ein Hauch mehr Hochwertigkeit hätte dem Konzept gutgetan. Die Sitze mit Massage- und Heizfunktion sind dagegen ein echtes Highlight. Bei unserem Testmodell ist nur der Fahrersitz elektrisch verstellbar.
Trotzdem bieten beide eine angenehme Mischung aus Komfort und Seitenhalt und lassen den Innenraum hochwertiger erscheinen. Wer sich wie bei unserem Testwagen für das Glasdach entscheidet, bekommt zusätzlich eine luftige Atmosphäre, die das Raumgefühl verbessert.
Platztechnisch schlägt sich der Kompakte ordentlich – zumindest vorne. Fahrer und Beifahrer genießen ein großzügiges Raumangebot, während es im Fond wie üblich in dieser Klasse etwas enger zugeht. Der Kofferraum bietet mit 415 bis 1.280 Litern ein ordentliches Ladevolumen und dürfte für den Alltag ausreichend dimensioniert sein.
Attraktive Preisgestaltung

Unser Testmodell bietet einiges an Ausstattung für relativ wenig Euro und ist mit zahlreichen Extras bestückt, die den Alltag erleichtern und den Fahrkomfort erhöhen.
Besonders praktisch ist die elektrische Heckklappe mit Fußsensor, die das Beladen erleichtert. Zudem sind eine 180-Grad-Rückfahrkamera, Parksensoren vorne und hinten, ein adaptiver Tempomat sowie eine induktive Smartphone-Ladestation an Bord.
Auch das digitale Cockpit mit dem 10-Zoll-Touchscreen und erweiterten Konnektivitätsfunktionen zählt zu den Highlights. Preislich liegt der Testwagen bei knapp 33.550 Euro, während der Startpreis des Modells bei rund 29.300 Euro angesetzt ist.

Unter der Haube setzt der Italiener auf eine Kombination aus 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbo und 48-Volt-Mildhybridsystem. Die Leistung von 136 PS wird über ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe an die Vorderräder übertragen, wobei der Elektromotor vor allem beim Anfahren unterstützt.
Im Stadtverkehr macht sich das Hybridsystem positiv bemerkbar. Der kompakte Turbobenziner bleibt angenehm ruhig, das elektrische Unterstützungsmodul sorgt für geschmeidige Starts. Auf der Landstraße zeigt sich der Dreizylinder allerdings als etwas brummig, sobald er gefordert wird.
Wer erwartet, dass der Kompakte bei Zwischensprints oder Überholvorgängen ordentlich zupackt, wird etwas Geduld mitbringen müssen – hier ist er mehr auf Effizienz als auf Dynamik ausgelegt.
Fahrwerk zählt zu den Stärken

Beim Verbrauch bleibt der Hybridantrieb jedoch etwas hinter den Erwartungen zurück. Während die offiziellen Angaben 4,9 Liter pro 100 Kilometern versprechen, pendelte sich der Testverbrauch eher bei 6,3 Litern ein – ein solider Wert, aber nicht gerade revolutionär für ein elektrifiziertes System.
Das Fahrwerk? Eine der Stärken des Kompaktwagens. Es ist angenehm straff abgestimmt, ohne dabei unkomfortabel zu sein. Die Lenkung könnte noch etwas direkter ausfallen, dennoch liegt der Wagen gut auf der Straße und vermittelt auch in Kurven ein sicheres Fahrgefühl.
Wer einen stilvollen, kompakten Stadtflitzer mit technischer Raffinesse sucht, wird mit diesem Modell glücklich. Wer allerdings auf die kompromisslose Sportlichkeit vergangener Jahre hofft, muss ein paar Abstriche machen.
Fazit
Ist er ein echter Nachfolger des GT Junior? Vielleicht nicht. Ist er ein würdiger Einstieg in die Welt der italienischen Dynamik? Definitiv. Ein Modell, das neue Kunden ansprechen wird – und vielleicht ein erster Schritt in eine noch spannendere Zukunft.
Was uns gefällt:
Preis, Design
Was uns nicht gefällt:
Verbrauch
Testzeugnis:
Ausstattung Sicherheit: 2
Ausstattung Komfort: 2
Verbrauch: 2-
Fahrleistung: 2
Fahrverhalten: 2
Verarbeitung: 2-
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 2
Platzangebot Rückbank: 3
Ablagen: 2
Übersichtlichkeit: 2
Technische Daten Alfa Romeo Junior Ibrida
Preis in Euro | |
Testwagenpreis ohne Extras | 29.300,00 |
Testwagenpreis mit Extras: | 33.550,00 |
davon Steuern | 5.591,67 |
Technische Daten | |
Zylinder | 3 |
Hubraum in ccm | 1.199 |
Leistung PS/KW | 136/100 |
Max. Drehmoment Nm/bei U/min | 230/1.400 |
Getriebe | 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Antriebsart | Frontantrieb |
Fahrleistung und Verbrauch | |
0 – 100 km/h in sek. | 8,9 |
Höchstgeschwindigkeit in km/h | 206 |
Durchschnittsverbrauch in Liter | 4,8 – 4,9 |
CO2 Ausstoß pro km in Gramm | 109-110 |
Abmessungen und Gewichte | |
Länge in cm | 417,3 |
Breite in cm | 178,1 |
Höhe in cm (inkl. Dachgalerie) | 153,9 |
Radstand in cm | 255,7 |
Kofferraumvolumen in Liter | 415 |
Tankinhalt in Liter | 44 |
Leergewicht in kg | 1.305 |
Zulässiges Gesamtgewicht in kg | 1.790 |
Max. Zuladung in kg | 485 |