Der neue Polestar 4 soll in seinem Segment neue Maßstäbe setzten, wir verraten in unserem Test womit er sich von der Konkurrenz abhebt – positiv wie negativ.

Mit dem Polestar 4 hat die schwedische Premiummarke mit chinesischen Eltern jetzt eine futurisch wirkende Mischung aus SUV, Coupé und Limousine auf den Markt gebracht.
Der Stromer wirkt schon im Stand äußerst dynamisch, und das Design hebt sich wohltuend von der breiten Masse ab. Man ist dabei nicht nur optisch neue Wege gegangen, der Polestar 4 verfügt über viele Eigenschaften, die ihn von der Konkurrenz abheben.
Allen voran sticht der Entfall der Heckscheibe auf, statt dessen gibt es einen digitalen Rückspiegel – für Fahrer von Kastenwagen ein bislang gewohntes Bild, für Pkw-Fahrer jedoch neu.
Der futuristische Look und der lange Radstand stehen dem elektrischen Crossover-Modell aber sehr gut.

Für unseren Test haben wir das Topmodell, den Long Range Dual Motor, gewählt. Der Listenpreis für den 544 PS starken Polestar 4 liegt bei 67.990,- Euro, wobei schon die Basisausstattung sehr gut ist.
Neben LED-Scheinwerfern, gibt es auch ein Keyless-System, einen 15,4“-Touchscreen, ein Harman Kardon Audiosystem und vieles mehr.
Neben der Snow-Lackierung hatten wir auch noch spezielles Dekor im Innenraum, das Pilot-Paket, das Plug-Paket und das Performance-Paket an Bord, womit der Endpreis bei 82.590,- Euro liegt.
Futuristischer Look im Innenraum des Polestar 4

Der Konkurrent von Mercedes EQE, Audi A6 e-tron oder BMW i5 soll dabei mit viel Fahrspaß, einem Höchstmaß an Komfort und einer guten Reichweite aufwarten können.
So futuristisch wie sich das Außendesign zeigt, so futuristisch geht es auch im Innenraum weiter. Das Cockpit besteht aus einem 10,2“-Fahrerdisplay, einem 15,4“-Touchscreen und einem 14,7“-Head-up-Display.
Eine hohe, freischwebende Mittelkonsole bietet im unteren Teil ein großes Ablagefach, und der Innenraum erfreut mit einer freundlichen Materialauswahl. Die großteils recycelten Materialien wirken extrem hochwertig und vermitteln einen sehr guten und freundlichen Eindruck, zudem ist die Verarbeitung wirklich auf Premium-Niveau angesiedelt.

Der extrem positive Eindruck vom Innenraum weicht aber schnell dem Frust, der durch die komplizierte Bedienung aufgebaut wird. So gut wie ALLES ist über den Touchscreen zu steuern, was nicht nur mühsam und langsam ist, sondern auch sehr nervig.
Sogar die Lenkradverstellung, die Spiegelverstellung und das Öffnen des Handschuhfachs werden per Touchscreen geregelt. Ein wirkliches Sicherheitsmanko ist aber, dass auch das Licht nur sehr kompliziert über den Touchscreen aktiviert werden kann.
Früher hat man das Licht blind in einer Sekunde einschalten können, jetzt benötigt man gestoppte 8 Sekunden und ist zudem vom Verkehr durch das Getippse am Touchscreen abgelenkt.
Viel Platz im Innenraum

Ebenfalls nervig ist, dass auch die Luftverteilung der Lüftungsdüsen nur über den Touchscreen gesteuert werden kann. Wir haben absolut nichts gegen neue Technik, wenn die Technik allerdings das Leben erschwert und nicht erleichtert hat man etwas falsch gemacht.
Nicht ganz unser Geschmack ist auch das riesige Glaspanoramadach, welches den Innenraum zwar sehr hell und freundlich macht, jedoch über keine Rollo verfügt, womit sich im Sommer den Innenraum zum Brutkasten verwandelt.
Auf ganzer Linie begeistert hat uns dafür das extrem großzügige Platzangebot, vor allem im Fond überrascht der Polestar 4 mit sehr viel Raum für alle Passagiere. Trotz Coupé-ähnlicher Linienführung hat man noch genug Kopffreiheit.

Auch das Kofferraumvolumen kann sich sehen lassen, hinter der großen Heckklappe verbergen sich 526 bis 1.536 Liter Stauraum, im „Frunk“ sind zusätzliche 15 Liter zu finden, hier kann man bequem das Ladekabel verstauen.
Ebenfalls grandios ist das Soundsystem, welches den Innenraum zum Konzertsaal verwandelt, wir hatten kaum je ein besseres Soundsystem in einem Auto vorgefunden.
Ein Highlight ist auch der Antrieb. Der Dual Motor verteilt die 544 PS (400 kW) perfekt auf die Räder. Der Fahrer kann dabei verschiedenste Einstellungen optimieren, von der Federung bis zum Lenkgefühl und der Power.
Sensationelle Fahrleistungen

Im Sport-Modus verwandelt sich der Polestar 4 zum absoluten Spaßmacher, der es auch mit reinrassigen Sportautos aufnehmen kann.
Das maximale Drehmoment liegt bei 686 Nm, wodurch man in jeder Situation viel Power spürt. Überholmanöver sind eine Angelegenheit von wenigen Sekunden. Für den Sprint von 0 auf 100 km/h benötigt der sportliche Stromer nur 3,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 200 km/h limitiert.
Beeindruckend ist auch die Straßenlage, der Wagen fährt sich wie auf Schienen, und die Geräuschdämmung ist so perfekt, dass man sich selbst bei hohem Autobahntempo an einem windigen Tag im Innenraum noch flüsternd unterhalten könnte.
Trotz seiner Länge von 484 cm fühlt sich der Polestar sehr wendig und agil an, hier haben die Techniker wirklich ganze Arbeit geleistet.

Die 100 kWh Batterie bietet eine nutzbare Kapazität von 94 kWh, was eine gute Reichweite ermöglichen sollte – laut Werk sind es bis zu 590 Kilometer. Im Sommer wird man auch gut und gerne realistische 500 Kilometer schaffen, im Winter ist man aber weit davon entfernt.
Wir hatten im Testzeitraum durchgängig Temperaturen rund um den Gefrierpunkt und sind auf knappe 350 Kilometer und einen Verbrauch von 28 kWh pro 100 Kilometern gekommen.
An einer DC-Ladestation kann man mit bis zu 200 kW die Batterien laden, wenn alle Begleitumstände passen, wir sind bei den winterlichen Temperaturen bei einer 150 kW-Station auf lediglich 42 kW-Ladegeschwindigkeit gekommen.
Bei den Assistenzsystemen hat der Polestar 4 alles an Bord was man sich derzeit nur wünschen kann, vom adaptiven Tempomat bis zum Warner, der vor herannahenden Autos beim Öffnen der Türen warnt, ist alles dabei.
Manche Systeme sind aber leider etwas zu scharf eingestellt, wodurch schon mal eine Notbremsung eingeleitet wird, wenn dafür gar kein Grund besteht. Auch die Verkehrszeichenerkennung hat nur selten einen richtigen Treffer und würde schon mal 130 km/h im Ortsgebiet erlauben.
Fazit
Der Polestar 4 ist in der Summe ein sehr spannendes Auto, das grandiose und frustrierende Details vereint. Einiges zeigt sich grenzgenial, wie Fahrspaß, Geräuschdämmung und Platzangebot, anderes ist extrem frustrierend, wie etwa die Bedienung. Wer mit der komplizierten Bedienung kein Problem hat, wird mit dem Stromer aber viel Freude haben.
Was uns gefällt:
Das Design, die Ausstattung, der Fahrkomfort, der Fahrspaß, die Leistungsentfaltung, das Platzangebot, das Soundsystem, die Geräuschdämmung, die Straßenlage
Was uns nicht gefällt:
Die Bedienung, manche Assistenzsysteme, das Glasdach, der Entfall der Heckscheibe
Testzeugnis:
Sicherheit: 1-
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 3-
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 1
Kofferraum: 1
Bedienbarkeit: 5
Ablagen: 2
Übersichtlichkeit: 5
Technische Daten Polestar 4 Long Range Dual Motor
Preis in Euro | |
Testwagenpreis ohne Extras | 67.990,00 |
Testwagenpreis mit Extras: | 82.590,00 |
davon Steuern | 13.765,00 |
Technische Daten | |
Leistung PS/KW | 544/400 |
Max. Drehmoment Nm | 686 |
Getriebe | 1 Gang Automatik |
Antriebsart | Allradantrieb |
Fahrleistung und Verbrauch | |
0 – 100 km/h in sek. | 3,8 |
Höchstgeschwindigkeit in km/h | 200 |
Durchschnittsverbrauch in kWh | 18,7 – 21,7 |
Reichweite in KM lt. Werk | 590 |
Reichweite in KM im Test | 350 |
Abmessungen und Gewichte | |
Länge in cm | 484,0 |
Breite in cm | 213,9 |
Höhe in cm (inkl. Dachgalerie) | 153,4 |
Radstand in cm | 299,9 |
Kofferraumvolumen in Liter | 526 – 1.536 |
Leergewicht in kg | 2.350 |