Mit dem elektrischen Explorer möchte Ford seinen Elektro-Marktanteil deutlich vergrößern, wir verraten in unserem Test wie er sich im Winter bewährt hat.
Nach dem Mustang Mach-E war der Explorer EV der zweite rein elektrische SUV der Marke, auch hier hat man wieder einen gut bekannten Modellnamen gewählt.
Mit dem bisherigen Explorer, der als waschechter amerikanischer Full-Size-SUV eine kleine, aber treue Fangemeinde hatte, hat der elektrische Explorer aber nur den Namen gemeinsam.
Die Basis für den Explorer stammt zudem von VW, wobei man sich deutlicher als bei anderen Modellen bemüht hat, eine Distanz zum baugleichen Bruder zu wahren. Beim Außendesign ist keinerlei Verwandtschaft zum VW ID.4 zu sehen.
Das Design zeigt sich im Stil von Ford, und der Explorer wirkt zumindest optisch wie eine geschrumpfte, aber modernere Version des bisherigen Full-Size-SUV-Modells.
Für unseren Test haben wir den Explorer mit Heckantrieb und großer Batterie gewählt, eine durchaus interessante Kombination. Wer möchte kann ihn auch mit Allradantrieb haben, dadurch bietet er zwar mehr Leistung, jedoch eine geringere Reichweite.
Unser Testmodell sollte das Optimum an Reichweite in der Explorer-Palette bieten und startet preislich bei 48.790,- Euro. Als einzige Option hatten wir nur Befestigungspunkte hinter der 1. und 2. Sitzreihe um 100,- Euro Aufpreis, womit der Gesamtpreis bei 48.890,- Euro liegt.
Mit an Bord sind schon LED-Scheinwerfer mit Fernlicht-Assistent, LED-Heckleuchten, 19“-Leichtmetallfelgen, ein 12-fach elektrisch verstellbarer Fahrersitz mit Memory-Funktion und Massagefunktion, beheizbare Vordersitze, eine Lenkradheizung, ein 14,6“-Touchscreen mit Ford SYNC und Navi und ein umfangreiches Assistenzpaket.
Übersichtliches Cockpit im Ford Explorer
Im Innenraum bietet der Explorer einen interessanten Mix auf Ford- und VW-Elementen. Der kleine Digitaltacho hinter dem Lenkrad ohne Kontrollleuchte für das eingeschaltete Licht stammt ebenso von VW wie der Multifunktionslenkstockhebel, der Automatikwahlhebel rechts hinter dem Lenkrad oder die Steuerung der Außenspiegel und die Fensterheber.
Von Ford stammt der 14,6“-Touchscreen im Hochformat mit Ford SYNC-Software. Der große Touchscreen gefällt mit einer schönen Darstellung von Menüs und Navi-Karten sowie einer intuitiven Bedienung.
Ein Highlight ist, dass der Monitor in der Neigung verstellbar ist, und in steilster Position darunter den Zugang zu einem zusätzlichen Staufach mit USB-C-Anschlüssen freigibt.
Die vielen praktischen Ablagen sind überhaupt ein Merkmal, welches wieder an den Namensvetter aus Amerika erinnert.
Nicht so erfreulich sind die Lenkradtasten, die nicht immer auf Anhieb reagieren, wodurch man öfters mehrere Versuche braucht, um zum Beispiel die Lenkradheizung zu aktivieren.
Auch der versteckte Lichtschalter ist nicht gerade ein Hit, zumal wie bereits erwähnt nicht auf Anhieb ersichtlich ist, ob das Licht an ist oder nicht, was gerade in der düsteren Jahreszeit dazu führt, dass viele Autos immer wieder ohne eingeschaltetes Licht unterwegs sind.
Geräumiger Innenraum
Deutlich positiver stimmten uns die sehr bequemen Sitze und das großzügige Platzangebot. Selbst im Fond gibt es noch in jede Richtung viel Raum für die Fahrgäste.
Auch das Gepäckraumvolumen ist mit einem Fassungsvermögen von 532 bis 1.460 Litern sehr geräumig ausgefallen, damit sollten also auch große Urlaubsreisen mit der Familie möglich sein.
Angetrieben wird der Explorer ER RWD von einem Elektromotor mit 286 PS (210 kW), der die Hinterräder antreibt. Das maximale Drehmoment liegt bei 545 Nm, was man auch gleich zum Start deutlich spürt.
Wie auch beim VW ID.4 reicht es beim Explorer aus, sich ins Auto zu setzen und die gewünschte Fahrstufe einzulegen, um losstarten zu können, – einen Start-Knopf zu drücken ist überflüssig.
Schon auf den ersten Metern fühlt sich der Explorer extrem agil an, die Fahrleistungen können auf jeden Fall auf Anhieb überzeugen.
Ruft man die volle Leistung ab, sprintet man in 6,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h, wobei die Straße trocken sein sollte, damit die enorme Schubkraft auch problemlos auf die Straße gebracht wird.
Bei Nässe merkt man sehr deutlich, wie die Elektronik alle Hände voll zu tun hat, um den Explorer bei voller Beschleunigung auf Kurs zu halten.
Seine Höchstgeschwindigkeit erreicht der Stromer bei 180 km/h, was in Österreich auf jeden Fall mehr als genug sein sollte.
Typischen E-Nachteile im Winter
Durch die sehr gute Geräuschdämmung bleibt es im Innenraum auch bei Autobahntempo sehr leise, vom Motor hört man ohnedies nie etwas, was auch zu den Vorzügen eines Elektroautos zählt.
So bekannt die Vorzüge sind, so bekannt sich natürlich auch die Nachteile, vor allem im Winter. Die 77 kWh-Batterie soll laut Werk eine Reichweite von bis zu 602 Kilometern ermöglichen, der kombinierte Verbrauch soll bei 13,9 bis 15,1 kWh liegen.
Im Sommer sollte man durchaus über 500 Kilometer realistisch schaffen, im Winter sollte man aber nur mit rund 350 Kilometern Reichweite rechnen.
Wir haben im Schnitt 22,5 kWh pro 100 Kilometern verbraucht, hatten während des Testzeitraums aber auch immer zwischen -3 und +2 Grad Außentemperatur.
Eine Ladung ist mit maximal 135 kW an einer DC-Schnellladestation möglich, was ausreichend ist, da die meisten Stationen ohnedies maximal 150 kW bieten und man in der Realität schon froh sein muss, wenn mit 100 kW geladen wird.
Etwas schade ist, dass die Rekuperation nur via Automatikwahlhebel ein- oder ausgeschaltet werden kann, eine Lösung mit Wippen hinter dem Lenkrad, wo man die Rekuperation in mehreren Stufen steuern kann, wäre praktisch.
Dafür verzögert der Explorer automatisch, wenn man sich dem Ortsschild oder einem Kreisverkehr nähert. Bei Erreichen der erlaubten Geschwindigkeit schaltet das System dann wieder in den Segelmodus. Ein in der Praxis sehr praktisches Feature.
Fazit
Überhaupt hat sich der Explorer als durchaus angenehmer Begleiter im Test gezeigt. Er liegt gut auf der Straße, ist komfortabel abgestimmt und bietet viel Fahrspaß.
Neben der zweijährigen Neuwagengarantie bietet Ford auch 8 Jahre oder 160.000 Kilometer Garantie auf die Batterie und die Hochvoltkomponenten.
Wer einen elektrischen Familien-SUV sucht, wird mit dem Explorer durchaus viel Freude haben, er verfügt über eine gute Basisausstattung, viel Platz und auch eine akzeptable Reichweite.
Was uns gefällt:
Das Design, die Ausstattung, der Touchscreen, der Fahrkomfort, das Platzangebot, der Fahrspaß
Was uns nicht gefällt:
Dass es keine Kontrollleuchte für das Licht im Tacho gibt, dass Angaben und Realität bei der Reichweite weit auseinander liegen
Testzeugnis:
Sicherheit: 1-
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 3
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 2
Kofferraum: 1-
Bedienbarkeit: 3
Ablagen: 1
Übersichtlichkeit: 2
Weitere Infos unter www.ford.at
Technische Daten Ford Explorer LR RWD 77 kWh
Preis in Euro | |
Testwagenpreis ohne Extras | 48.790,00 |
Testwagenpreis mit Extras: | 48.890,00 |
davon Steuern | 8.148,33 |
Technische Daten | |
Leistung PS/KW | 286/210 |
Max. Drehmoment Nm | 545 |
Getriebe | 1 Gang Automatik |
Antriebsart | Heckadantrieb |
Fahrleistung und Verbrauch | |
0 – 100 km/h in sek. | 6,4 |
Höchstgeschwindigkeit in km/h | 180 |
Durchschnittsverbrauch in kWh | 13,9 – 15,1 |
Reichweite in KM | 555 – 602 |
Abmessungen und Gewichte | |
Länge in cm | 446,8 |
Breite in cm | 187,2 |
Höhe in cm (inkl. Dachgalerie) | 163 |
Radstand in cm | 276,7 |
Kofferraumvolumen in Liter | 532 – 1.460 |
Leergewicht in kg | 2.090 |
Zulässiges Gesamtgewicht in kg | 2.675 |
Max. Zuladung in kg | 585 |