Elektromobilität ist bei Nissan seit 10 Jahren unweigerlich mit einem Namen verbunden, dem Leaf. Wohin das „Blatt“ uns diesmal hingeweht hat, lesen Sie in diesem Bericht.
Ich kann mich noch gut erinnern, als der erste Leaf in Wien vorgestellt wurde. Mit der Fahrt um den Ring mit Ausgangspunkt beim Rathaus, wurde er damals präsentiert. Die Blicke skeptisch, genauso wie die Prognosen, wohin sich alles entwickeln wird.
Futuristisches Design gehört sich für alle Stromer, immerhin läuteten sie ja auch eine neue Ära der Mobilität ein. Flüsterleise summte man dahin, die Skepsis blieb, denn die Reichweiten waren damals – sagen wir einmal – putzig.
Wird er die Runde über den Ring überhaupt mit einer Ladung auskommen? Das Navi zeigte den Radius, der mit dem Akkustand zu erreichen war. Wann muss man wieder an den Stecker, wo findet man ihn, und wie lange dauert das? Setzt sich das wirklich durch?
Zehn Jahre später. Unser Leaf ist gewachsen und das sehr deutlich. Nicht nur bei den Abmessungen, sondern auch in der Reichweite. Die Angst, dass man von Wien nicht einmal mehr nach Wr. Neustadt kommt, ist Geschichte. Genauso wie alle anderen Schreckgespenster der Anfangszeit.
Wir haben für Sie zu diesem Test den Leaf e+ in der Topausstattung Tekna zur Steckdose geladen. Kostenpunkt stattliche 46.500,- Euro, doch dafür fährt man schadstofffrei.
Bei unserem Testfahrzeug kommen lediglich die Zwei-Farben-Lackierung in Blau/Schwarz-Metallic sowie die ProPILOT -Funktion dazu und erhöhen damit den Kaufpreis auf 48.750,-Euro. Um dieses Geld gibt es jedoch ein wirklich rundum vollausgestattetes, absolut alltags- sowie familientaugliches Fahrzeug.
Der Innenraum wirkt frisch, lediglich die klassischen Nissan-Sitzheizungsschalter für vorne konnte man sich auch diesmal nicht verkneifen. Trotzdem zeigt sich das Design jugendlich mit blauen Ziernähten am Armaturenbrett und den Velours-Ledersitzen.
Ein kleiner Knopf reicht, um dem Leaf zu sagen, in welche Richtung er sich fortbewegen soll, daneben die ECO-Taste und der Schalter für das e-Pedal, auf welches wir später noch zu sprechen kommen.
Bei den Armaturen selbst setzen die Japaner auf den klassisch analogen Tachometer, der daneben von einem detailreichen, aber dennoch übersichtlichem Farbdisplay mit relevanten Daten erweitert wird. Dieses kann über die Steuerelemente auf dem Multifunktionslenkrad bedient werden.
Das 8-Zoll-Multimediadisplay, das ebenfalls nicht fehlen darf, kann über den Touchscreen oder eine Sprachsteuerung bedient werden. Hier wurde unter anderem das EV-Telematiksystem integriert, das neben Ladestationen unter anderem Informationen über die Routenplanung, Energieinfos oder ein ECO-Ranking gibt.
Für den Sound in unserem Flüsterer sorgt BOSE mit seinen sieben Lautsprechern, dessen Subwoofer einen Blickfang im Kofferraum darstellt.
Für die kalte Jahreszeit bietet die Tekna-Ausstattung neben der Sitzheizung vorne zusätzlich eine für den Fond sowie eine Lenkradheizung. Die Sitzheizung hinten wird per Schalter in der Beifahrerrückenlehne aktiviert.
Wo wir auch schon beim Fahrkomfort im Nissan Leaf wären. Normalerweise steht das K in Kompaktwagen gleichzeitig auch für Kompromiss. Doch nicht in diesem Auto. Der Sitzkomfort im Fond ist erstaunlich gut, und die Beinfreiheit ist in Anbetracht der Gesamtgröße fast schon als großzügig zu bezeichnen.
Selbst die Belegung mit drei Personen auf der Rückbank wäre gut möglich. Ebenso begeistert waren wir vom Stauraum des Leaf.
Normalerweise schlucken die Akkus jede Menge an Platz im Kofferraum, aber in diesem Fall kann man mit einem Grundfassungsvermögen von 420 Litern rechnen. Klappt man die Sitze der Rückbank um, so erreicht der Stromer ein Volumen von 720 Litern. Lediglich die Ladekabel benötigen in unserem Fall einiges an Platz.
Sehen und gesehen werden, ist die Devise des Leaf, was jedoch mit der kompletten LED-Adjustierung einschließlich Nebelscheinwerfern mit Kurvenlichtfunktion kein Problem darstellt.
Ach ja und die Zeiten, als man ein E-Fahrzeug an den Asphaltschneidern erkannte, hat der Leaf ebenfalls überwunden. Unser Testfahrzeug wurde serienmäßig mit 215er-Schuhwerk auf 17-Zoll-Felgen ausgerüstet, was den durchaus sportlichen Auftritt unseres Nissan unterstreicht.
Beim Thema Sportlichkeit kommt man unweigerlich auf die Leistung zu sprechen. In diesem Punkt differenziert man bei den Stromern doch deutlicher als bei den herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Batterieunabhängig liefert sowohl der Leaf mit der 40 kWh-Batterie als auch unserer mit 62 kWh-Akku eine 30-Minuten-Leistung von 122 PS und eine 60-Minuten-Leistung von 116 PS.
Der Unterschied liegt jedoch in der maximalen Leistung. Hier knallt der e+ stattliche 217 PS auf den Asphalt, und dank der vollen Kraft ab dem ersten Zecherlzucken ist die 100km/h-Marke damit auch um 1 Sekunde schneller erreicht als beim schwächeren Bruder, nämlich in 6,9 Sekunden.
Da der Haupteinsatzbereich der E-Fahrzeuge vorwiegend in der Stadt und im näheren Umland liegt, sind die 157 km/h, die Nissan als Höchstgeschwindigkeit für den Leaf e+ angibt, durchaus alltagstauglich, denn die Antrittsstärke wie auch die Kraft bei Überholmanövern sind ihm unbenommen.
Dabei verfügt der Leaf e+ über eine Vielzahl an Assistenzsystemen, die das Fahren im Alltag mit ihm so bequem machen. Neben einem adaptiven Tempomat bzw. einem Assistenten, der auch das Tempo der eingegebenen Route anpasst (Stichwort: Abbremsen vor engen Kurven), bewahrt das ProPILOT-System vor allem bei zähflüssigem Verkehr vor einem Ansteigen des Stresspegels, denn das System hält selbstständig die Spur und den Abstand zum Vordermann. Es funktioniert bei einer Geschwindigkeit ab 30 bis 100 km/h. Der ProPILOT wird am Lenkrad aktiviert und im Bordcomputer angezeigt.
Weiters findet man in unserem Testfahrzeug unter anderem eine intelligente Bewegungserkennung, Querverkehrswarner, Totwinkel-Assistent, Spurkontrolle und den 360° Around View Monitor.
Wie eingangs schon erwähnt, besitzt unser Leaf ein sogenanntes „e-Pedal“. Dieses kann per Tastendruck in der Mittelkonsole aktiviert werden, ist jedoch zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, denn der Leaf verzögert dadurch deutlich stärker, sodass ein zusätzliches Bremsen fast gar nicht mehr notwendig ist.
Beim Thema Reichweite und Verbrauch ist die große Batterie kein Fehler. Etwa 400 km Gesamtreichweite sind im Schnitt realistisch, fährt man durch die Stadt, manchmal auf die Autobahn und spart nicht mit den Verbrauchern. Unser Verbrauch lag im Durchschnitt zwischen 14,7 kWh und 18,5 kWh.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass uns der Nissan Leaf e+ in Sachen Elektromobilität absolut überzeugen konnte. Fahrspaß, Effizienz, Komfort und Raumgefühl – hier ist alles drin, was man braucht.
Was uns gefällt:
Komfort, Leistung, Reichweite
Was uns nicht gefällt:
Preis
Testzeugnis:
Ausstattung Sicherheit: 1
Ausstattung Komfort: 1
Verbrauch: 1
Fahrleistung: 1
Fahrverhalten: 1
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 1-
Kofferraum: 1-
Ablagen: 1
Übersichtlichkeit: 1
Fact Box Nissan Leaf e+ Tekna 62kWh
Preis in Euro | |
Testwagenpreis ohne Extras | 46.500,00 |
Testwagenpreis mit Extras: | 48.750,00 |
davon Steuern | 8.125,00 |
Technische Daten | |
Leistung PS/KW | 30 Min: 122/90, max.Leistung:217/160 |
Max. Drehmoment Nm/bei U/min | 340/4.000 |
Getriebe | Automatik, einstufig |
Antriebsart | Frontantrieb |
Fahrleistung und Verbrauch | |
0 – 100 km/h in sek. | 6,9 |
Höchstgeschwindigkeit in km/h | 157 |
Stromverbrauch im Durchschnitt (kWh/100km) | 18,5 |
CO2 Ausstoß pro km in Gramm | 0 |
Abmessungen und Gewichte | |
Länge in cm | 449,0 |
Breite in cm | 178,8 |
Höhe in cm | 154,0 |
Radstand in cm | 270,0 |
Kofferraumvolumen in Liter | 420-720 |
Leergewicht in kg | 1.597 |
Zulässiges Gesamtgewicht in kg | 1.995 |
Max. Zuladung in kg | 367-440 |