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Mitsubishi verzichtet auf Europa

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Mitsubishi hat bekannt gegeben, dass man bei der neuen 3-Jahres-Strategie kein einziges neues Modell in Europa einführen wird, was wohl der Anfang vom Ende der Marke bei uns ist.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Mitsubishi einen Verlust von rund 32 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Schuld gibt der Konzern dabei vor allem den ungünstigen Wechselkursverhältnissen zwischen Euro und Yen sowie den Standards innerhalb der EU. Mitsubishi hat daher beschlossen, dass in den nächsten drei Jahren kein neues Modell  in Europa eingeführt wird.

(c) Stefan Gruber
(c) Stefan Gruber

Gut, man könnte sagen, dass sich damit dann im Vergleich zu den letzten drei Jahren nichts ändert. Immerhin war der 2017 eingeführte Eclipse Cross das letzte neue Modell der einst so innovativen und beliebten Marke.

Für Fans der Marke ist dies natürlich ein herber Rückschlag, hat man doch die Hoffnung nie aufgegeben, dass Mitsubishi wieder zu alter Stärke zurückfindet.

Wie traurig der Niedergang von Mitsubishi ist, zeigt sich, wenn man einen Blick in die Vergangenheit wirft. In den 80er-Jahren hat die Marke mit den drei Diamanten ein automobiles Highlight nach dem anderen auf den Markt gebracht.

Mitsubishi war Vorreiter in vielen Bereichen

Mit dem Space Wagon hatte Mitsubishi schon einen günstigen Kompaktvan im Angebot, als deutsche Hersteller noch nicht einmal gewusst haben, wie man „Kompaktvan“ buchstabiert. Der Pajaero wiederum hat sich zu einer Ikone entwickelt. Er war nicht nur Seriensieger bei der Paris-Dakar-Rallye, sondern auch eines der ersten Geländeautos, die auch schick vor die Oper gepasst haben.

Ein anderes Highlight war der Lancer, der in seiner sportlichsten Ausführung jahrelang die Rallye WM dominiert hat. Aber auch die „Brot und Butter“-Autos wie der Colt, die Familienlimousine Galant und die sportlichen Modelle Starion oder 3000 GT haben die Marke geprägt.

(c) Mitsubishi
(c) Mitsubishi

Zudem hat Mitsubishi mit vielen pfiffigen Details und langlebigen Motoren aufwarten können. In der 5. Galant-Generation, die von 1983 bis 1988 gebaut worden ist, hat es zum Beispiel schon einen Thermostat für die Heizung gegeben, womit man eine Vorstufe der Klimaautomatik hatte.

Der Nachfolger wiederum konnte mit zwei analogen Tageskilometerzählern aufwarten, was ein Feature ist, das heute jeder Kleinwagen hat, damals aber nicht mal in der Luxusklasse verfügbar war.

Auch mit der Einführung der ersten Benzin-Direkteinspritzer-Motoren (GDI-Motoren) hat Mitsubishi Innovationskraft gezeigt.

Mitte der 1990er-Jahre ist dann aber die Asienkrise über den Konzern hereingebrochen, und die Kombination aus wirtschaftlichen Schwierigkeiten und unfähigen Managern hat das Unternehmen an den Rand des Ruins gebracht.

Daimler-Chrysler hat alles noch schlimmer gemacht

Mit der Übernahme durch Daimler-Chrysler ist dann auch noch ein Elefant durch den ohnedies schon beschädigten Porzellanladen gewandert, der das Unternehmen nach kurzer Zeit wieder in noch schlechterem Zustand verlassen hat.

Einen kurzen Hoffnungsschimmer hat es mit der Einführung des IMIEV und des Outlander Plug-in-Hybrid gegeben. Mit beiden Modellen war Mitsubishi auf einmal wieder ein Vorreiter im Segment.

Zeitgleich hat man mit aufregend gestalteten Concept Cars den Fans der Marke wieder Hoffnung gegeben. Alle in den letzten Jahren gezeigten Concept Cars hätten die Chance gehabt, in Serienfertigung Mitsubishi wieder zum Erfolg zu führen.

Doch Realität ist nur der Eclipse Cross geworden, der jedoch technisch auch nicht an die Konkurrenz anschließen konnte – eine schnittige Karosserie alleine reicht heute leider nicht mehr aus.

(c) Mitsubishi
(c) Mitsubishi

Man kann sagen, dass eine verfehlte Modellpolitik und die Unfähigkeit der Manager aus Japan die Marke dorthin gebracht hat, wo sie heute ist. Auch Toyota, Mazda oder Nissan hatten mit der Wirtschaftskrise zu kämpfen, aber wohl intelligentere Manager als Mitsubishi am Steuer.

Dabei läuft das Geschäft in Österreich für Mitsubishi nicht schlecht. Wenn die Manager in Japan mit so viel Herz und Liebe die Marke die letzten Jahre gepflegt hätten, wie es der österreichische Importeur Denzel gemacht hat, dann würde sich schon ein anderes Bild zeigen.

Aber Europa ist auch für viele Hersteller zum uninteressantesten Kontinent der Welt geworden. Auf der einen Seite ist die Erwartung an ein Fahrzeug sehr hoch, auf der anderen Seite gibt es auf der ganzen Welt keinen Kontinent, auf dem Politiker das Auto so verteufeln wie bei uns.

Neue Autos fehlen im Sortiment

Für eine Marke wie Mitsubishi, die vor allem Autos von vorgestern im Programm hat, ist es daher doppelt schwer in Europa weiter Fuß zu fassen. Nachdem es auch keine neuen Modelle gibt, die das Interesse der Europäer wecken könnten, hat man sich jetzt entschlossen, gar kein neues Modell mehr in Europa anzubieten.

Unterm Strich bedeutet dies jedoch einen Rückzug der Marke Mitsubishi aus Europa. Denn je älter die Fahrzeuge werden, umso weniger haben sie eine Chance gegen die modernere Konkurrenz. In Asien, wo teilweise Autos als Neuwagen verkauft werden, die bei uns schon Oldtimer-Status haben, hat eine Marke wie Mitsubishi aber immer noch gute Chancen. Bekanntlich ist der Einäugige unter den Blinden immer noch der König, was den Erfolg von Mitsubishi in Asien gut verdeutlicht.

Der Glanz der Diamanten ist bei uns auf jeden Fall verblasst, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis Mitsubishi in Europa Geschichte sein wird. Damit reiht sich die einst stolze und innovative Marke in eine Reihe mit Kodak, Commodore oder AOL, die alle durch das Versagen des Managements ihre einstigen Glanzzeiten hinter sich gelassen haben und in der Bedeutungslosigkeit verschwunden sind.

 

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