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50 Jahre Ford Capri

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Das halbe Jahrhundert ist voll: Vor 50 Jahren zeigte der Ford Capri, was ein wahrer Volkssportler ist.

Im Januar 1969 gab der Ford Capri seine internationale Publikumspremiere auf dem Brüsseler Automobilsalon und wurde noch im gleichen Monat in der Bonner Beethovenhalle der deutschen Fachpresse vorgestellt.

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(c) Ford

Ursprünglich hätte der Capri übrigens Colt heißen sollen. Aber wie sich herausstellte, führte bereits ein fernöstlicher Hersteller diesen Namen in seinem Modellportfolio.

Insgesamt fünf Modellvarianten standen zur Markteinführung zur Wahl – bis 1,7 Liter Hubraum in V4-, darüber in V6-Formation. Kenner identifizierten die Sechszylindermodelle übrigens am „Power-Buckel“, einer verräterischen Ausbuchtung in der Motorhaube. Das zugehörige Leistungsspektrum reichte von eher defensiven 50 bis zu 108 PS – damals ein durchaus respektabler Wert.

Je nach Ausführung ließ sich der Ford Capri damit in verträumten 22,7 (1300) bis sportlichen 10,8 Sekunden (2300 GT) Sekunden auf 100 km/h beschleunigen, die maximale Reisegeschwindigkeit lag zwischen 133 und 178 km/h – Werte, die ein halbes Jahrhundert später jeder halbwegs gut aufgelegte Ford Fiesta erreicht. Der Ford Capri sorgte damals jedenfalls für Aufsehen, und das nicht alleine mit rassiger Optik und sportlichen Fahrleistungen, sondern auch mit seinem Preis: 6.995 Deutsche Mark wurden für das 1,3-Liter-Basismodell aufgerufen – eine Preis-Leistungs-Sensation!

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(c) Ford

Im Herbst 1969 rückte eine „Hochleistungsversion“ des 2300 GT zum Oberhaupt der Modellfamilie auf, die mit scharfer Nockenwelle, Doppelrohrauspuff und Modifikationen an Zündung und Vergaser satte 125 PS servierte – ein ziemlich heißer Ofen, der im prestigeträchtigen Sprint sportwagenwürdige 9,8 Sekunden und ein maximales Marschtempo von 190 km/h vorweisen konnte.

In kürzester Zeit stürmte das Auto mit den Kölschen Wurzeln die Herzen seiner Zielgruppe, denn schon zur Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt/M. des Jahres 1969 konnte Ford vermelden: Inzwischen sind in Köln rund 75.000 Capris gebaut worden. Und obwohl die Produktion dieses Modells seit Januar ständig erhöht wurde, gelang es nicht, mit der ungewöhnlich lebhaften Nachfrage Schritt zu halten.

Capri 1969 rot
(c) Ford

Und das sollte so bleiben. Bis zum Ende ihrer fünfjährigen Laufzeit sorgte die erste Ford Capri-Generation nämlich nicht nur für Fahrvergnügen, sie schuf auch ein imposantes Zahlenwerk: 784.000 Einheiten waren von 1969 bis einschließlich 1973 in Deutschland gebaut worden, 244.000 davon fanden auf dem Heimatmarkt einen Abnehmer. 1973, das letzte Jahr im Modellzyklus von Generation I, wurde zum erfolgreichsten der Ford Capri-Historie überhaupt: im August 1973 rollte das 1.000.000ste Exemplar vom Band.

Im Jahr 1974 startete die zweite Generation des Capri. Den günstigsten Zeitpunkt, mögliche Kunden mit einem Schuss ins Herz zu „erlegen“, hatte Diana, die Göttin der Jagd, in Gestalt des Ford Capri II (Projektname: „Diana“) im Februar 1974 nicht wirklich erwischt. Im Jahr zuvor, 1973, hatte die sogenannte Ölkrise mit Sonntagsfahrverboten und Geschwindigkeits-Beschränkungen ein politisches Klima heraufbeschworen, das sportliche Fahrzeuge fast wie Verirrungen erscheinen ließ. Dass der zweiten Generation des Erfolgsmodells trotzdem die Herzen zuflogen, lag wohl auch daran, dass sie Vernunft-Argumente noch lässiger zu bedienen vermochte als der Vorgänger.

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(c) Ford

Mit großflächigen, in die Karosserielinie einbezogenen Rechteck-Scheinwerfern samt integrierten Blinkleuchten sowie glatten Oberflächen und einer geradlinig durchgezogenen Stoßstange vermittelte der Ford Capri II noch mehr Sachlichkeit und Klarheit. Schlanke, weit nach hinten gezogene Seitenfenster streckten zudem den Aufbau und ließen ihn graziler wirken, während hübsche Details wie die kleine Erhebung auf der Motorhaube oder ein schwarzer Frontgrill die Baureihe mit sportlichen Akzenten weiter aufwerteten.

ie Coolness der ersten Ford Capri-Generation, ihre Formensprache und Proportionen blieben vom Evolutionsschub unberührt: lange Motorhaube, niedrige Dach- und Gürtellinien, knackig-kurzes Hinterteil – dies waren Kennzeichen auch des Ford Capri II. Ford-Chefdesigner Uwe Bahnsen hatte ganze Arbeit geleistet, das Werk seines Vorgängers mit Know-how und Fingerspitzengefühl weiterentwickelt. Auch bei der Interieurgestaltung, für die Ford in England verantwortlich zeichnete, hatten Designer und Ergonomen Hand angelegt und entsprechend den äußeren Formen Cockpit und Armaturenträger optisch geglättet. Für mehr Komfort und Seitenhalt waren zudem sportlich konturierte „Schalensitze“ – so nannte man die dezent skulpturierten Sessel damals tatsächlich – eingebaut worden.

Capri L 1978 1
(c) Ford

Technisch hatte der Ford Capri II ebenfalls nachgelegt. Fahrern, die nicht eigenhändig im voll synchronisierten Getriebe herumrühren mochten, konnten ein neues, speziell auf Wagen im Europaformat zugeschnittenes Automatikgetriebe wählen. In das Fahrwerk waren zudem die Erfahrungen aus der ersten Modellgeneration gewinnbringend eingebracht worden: Eine spurverbreiterte Hinterachse sowie überarbeitete Feder- und Dämpferabstimmungen verbesserten mit der Straßenlage auch den Spaßfaktor. Bis zur 2,3-Liter-Version musste sich der Ford Capri allerdings mit einer eher schmächtigen 165 SR 13-Besohlung begnügen, beim Drei-Liter waren immerhin 185/70er-„Breitreifen“ aufgezogen.

Das Motorenprogramm der zweiten Capri-Generation entsprach weitgehend dem der ersten. Den Part des 1,3-Liter-Einsteigers übernahm zunächst das aus dem Ford Escort bekannte OHV-Triebwerk mit 55 PS, das aber kurz darauf gegen eine Normalbenzin konsumierende Version mit 54 PS ausgetauscht wurde. Die nächsthöheren Stufen in der Leistungshierarchie besetzten die bekannten 1,6-Liter-Allrounder mit 68, 72 und 88 PS, während der 2600 GT aus dem Programm genommen wurde. Leistungshungrige wurden jetzt von zwei Sechszylinder-Modellen bedient: einer 108 PS starken 2,3-Liter-Version und dem Drei-Liter-„Essex“-Motor mit 138 PS.

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(c) Ford

Im Mai 1976 ordnete das Unternehmen die Ford Capri II-Modellpalette grundlegend neu. Außer Modifikationen an der Ausstattungsstruktur und bei Innenraumdetails ersetzte ein 2,0-Liter-V6-Motor mit 90 PS die 88 PS starke 1600er-Version und erwies sich als Volltreffer. Seine überzeugende Kombination aus Laufkultur, Temperament, moderatem Kraftstoffverbrauch und Zuverlässigkeit harmonierte nicht nur prächtig mit dem Charakter des Volkssportlers, sondern auch mit den Erwartungen seiner Käufer.

Die dritte und letzte Modell-Generation des Ford Capri stellte sich im März 1978 der Öffentlichkeit vor und reckte stolz eine neu gestaltete Bugpartie mit Halogen-Doppelscheinwerfern und einen Fronthauben-Überhang mit integriertem Spoiler in den Wind. Das war kein Imponiergehabe, sondern eine Maßnahme zur Verbesserung der aerodynamischen Effizienz. Wie der Versperrungs-Lamellenkühlergrill war diese Technologie von der Studie „Modular Aerodynamic“ mit „Droop-Snout“-Front abgeleitet worden, die Ford als Vorboten des Capri III auf dem Genfer Automobilsalon 1976 präsentiert hatte. Neu war auch die bis an die Radauschnitte herangeführte Stoßstange. Die wurde noch immer so genannt, der elegantere Begriff „Stoßfänger“ war noch nicht gebräuchlich.

Der 1,3-Liter-Basismotor fiel der sportlichen Akzentuierung des Ford Capri III zum Opfer. Das gestraffte Motorenprogramm umfasste nun zwei 1,6-Liter-Reihenvierzylinder sowie drei V6-Triebwerke mit 2,0, 2,3 und 3,0 Litern Hubraum und einem Leistungsspektrum von 68 bis 138 PS. Weitere Änderungen zum Modelljahr 1979 konzentrierten sich auf technischen Feinschliff an der Antriebspalette, wobei die Zwei- und Drei-Liter-Sechszylinder auf mehr Wirtschaftlichkeit und Leistung getrimmt wurden. So ließ sich die Zwei-Liter-Version bei unveränderten 90 PS nun mit Normal- statt mit Superbenzin betanken, während der „Zwo-Dreier“ mit nunmehr 114 PS (vorher: 108 PS) das damalige Reglement der Kfz-Versicherer konsequent ausreizte. Auch der Drei-Liter hatte etwas vorzuweisen: Er machte die 19.607,53 DM teure Capri S-Version zu Deutschlands günstigstem Angebot im Klub der 200 km/h schnellen Automobile.

Im weiteren Verlauf des Jahres 1978 vergrößerte sich die Capri-Antriebspalette um einen Zwei-Liter-Vierzylinder mit 101 PS, der sich durch besondere Kraftstoff-Askese auszeichnete und zugleich mit seinem Temperament zu flotten Kurvenküren animierte.

Capri III
(c) Ford

Ein wahrer Knaller reihte sich 1981 in die Sportlerriege ein: der Ford Capri 2,8 Injection. Es handelte sich dabei um eine Entwicklung des Teams „Special Vehicle Engineering“. Der „Injection“ ersetzte die Drei-Liter-Version und wurde von den Marketing-Experten als Erbe des legendären 2600 RS positioniert.

Die motorische Umsetzung erfolgte über einen neuen 2,8-Liter-V6-Einspritzmotor, der dank einer Leistung von strammen 160 PS in anspruchsvoller Dosierung Dynamik und Fahrerlebnisse erzeugte. 210 km/h lautet die Tempoansage, die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h erledigte der „Injection“ in gut acht Sekunden. Mit ihm konnte man sich auf dem Sportfahrer-Parkett blicken lassen, zumal die gebotene Power von einem modifizierten S-Fahrwerk mit verstärkten Querstabilisatoren, 205/60 VR 13-Breitbereifung auf Leichtmetall-Siebenzöllern und Bremsdruck-Regelventil an der Hinterachse auch sportgerecht inszeniert wurde. Auch Design- und Ausstattungsdetails wie ein betont expressiver Spoilersatz, markante Zierstreifen und ein entsprechend akzentuiertes Interieur ließen an dem bevorzugten Bewegungsprofil dieses Ford Capri keinen Zweifel aufkommen.

„Einer geht noch“, mochten sich die Modellstrategen gedacht haben, als sie ebenfalls noch 1981 (Juli) den Ford Capri Turbo in einer limitierten Stückzahl von 200 Exemplaren aus der Taufe hoben. Unter der Haube pumpte das per KKK-Turbolader auf 188 PS aufgeblasene 2,8-Liter-Herz des „Injection“, auf Wunsch war ein Sperrdifferenzial lieferbar. Von seinen zahmeren Brüdern unterschied sich der „Turbo“ außerdem durch muskulöse 235-Millimeter-Bereifung unter aerodynamisch geformten Kotflügelverbreiterungen sowie durch eine Front- und Heckbeflügelung, die den Fahrtwind in die gewünschten Bahnen lenkte. Das Ergebnis war schon in nüchternen Zahlen imponierend: Lediglich acht Sekunden vergingen vom stehenden Start bis Tempo 100 km/h, bis zu 215 km/h war der Ford Capri Turbo schnell.

Capri RS Norisring 1974
(c) Ford

Im August 1981 wurde der 2,8 Injection „entlimitiert“ und ins reguläre Modellprogramm aufgenommen, die Zwei- und Drei-Liter-V6-Varianten traten dafür in den Ruhestand. 1983 wurde das Antriebsprogramm noch einmal nachjustiert. Neues Einstiegsmodell in die Ford Capri-Welt war nun der 2,0 GT mit dem 101-PS-Vierzylindermotor, die goldene Mitte markierte der 114 PS starke 2,3 S, an der Spitze thronte der „Ober-Capri“ 2,8 Injection. Drei Jahre später, 1984, leiteten die Modelle Super GT und Super Injection dann das Ende der Ford Capri-Ära ein.

Insgesamt wurden rund 1,9 Millionen Ford Capri-Exemplare produziert – ein überaus erfolgreiches Kapitel deutscher und europäischer Automobilgeschichte. Einen wirklichen Nachfolger erhielt der Ford Capri nicht.

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